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ORF/Christian Öser
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Politik

Michaelerplatz-Umbau sorgt für Kritik

Der von der Stadt Wien geplante Umbau des Michaelerplatzes in der Inneren Stadt sorgt für Kritik aus dem In- und Ausland. Architekturexpertinnen und -experten wandten sich in einem offenen Brief an Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ).

Die Kritikerinnen und Kritiker befürchten „die Zerstörung der städtebaulichen Wirkung des historischen Platzes“. Kritisiert wird in dem Brief vor allem die geplante Begrünung: Die Pläne der Stadt sehen unter anderem vor, Bäume zu pflanzen. Der runde Platz, umgeben von Hofburg, Michaelerkirche und Looshaus, verliere dadurch seinen Charakter als „Leerfläche“ im dichten Stadtgefüge, wird argumentiert.

Michaelerplatz-Umbau sorgt für Kritik

Der von der Stadt Wien geplante Umbau des Michaelerplatzes in der Inneren Stadt sorgt für breite Kritik von mehr als 100 nationalen und internationalen Architekturexpertinnen und -experten. In einem offenen Brief wandten sich die Kritiker an Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ).

Unterschrieben haben den Brief mehr als 100 Architekturexpertinnen und -experten und Kulturinstitutionen aus Italien, Deutschland, der Schweiz, den USA und Österreich, darunter auch prominente heimische Unterstützer wie die ehemalige Direktorin des Belvedere, Agnes Husslein Arco, und der Architekt Hermann Czech. Man sei nicht prinzipiell gegen die Begrünung, nur nicht auf diesem Platz, heißt es in dem Brief.

„Paradebeispiel für Greenwashing“

Stein des Anstoßes waren konkrete Pläne zur Umgestaltung des Michaelerplatzes, die die Stadt Anfang der Woche vorstellte. Diese sehen vor, neun Bäume zu pflanzen, Beete anzulegen und ein Wasserspiel und mehrere Trinkhydranten zu errichten. Bis Ende des Jahres soll die Umgestaltung fertig sein.

„Die geplanten Maßnahmen sind unangemessen und nutzlos – und das Gegenteil von nachhaltig: Pflanzkübel sind nach drei Jahren vertrocknet und müssen aufwendig entsorgt werden; Wasserplanschspiele sind nach drei Jahren zu kostspielig und müssen stillgelegt werden. Das Ganze ist modischer Schnickschnack und ein Paradebeispiel für Greenwashing“, sagte einer der Unterstützer. Ein anderer wies darauf hin, dass „eine vernünftige Aufmerksamkeit für das Klima“ nicht „auf Kosten des kulturellen Erbes“ gehen dürfe.

Die Stadt sieht das nicht so und verweist auf die umfangreichen Vorarbeiten und Adaptierungen: „Der Prozess ist jetzt wirklich über Jahre gelaufen. Wir haben dann wirklich einen guten Kompromiss mit dem Bundesdenkmalamt gefunden, wo man Entsiegelung und Begrünung vorfindet – wir können heute keinen Platz neu gestalten, der nicht begrünt und entsiegelt ist, aber eben mit dem nötigen Fingerspitzengefühl“, sagte Planungsstadträtin Ulli Sima (SPÖ).

Geld an anderen Orten besser investiert

Die Kosten für den Umbau wären an anderer Stelle wesentlich besser investiert, so die Autoren des offenen Briefs, „zum Beispiel durch die Entsiegelung des Heldenplatzes“. Außerdem baten die Kritiker den Bürgermeister, „das Ziel einer klimagerechten Stadt nicht nur auf publikumswirksame Orte zu fokussieren“.

„Einklang mit dem Denkmalschutz“

Die Wiener Planungsstadträtin Sima und Innenstadt-Bezirksvorsteher Markus Figl (ÖVP) hatten am Montag bei der Präsentation der Umbaupläne gesagt, im Einklang mit dem Denkmalschutz sollen neun Bäume gepflanzt, Gräserbeete angelegt und ein Wasserspiel errichtet werden. Auch mehr Verkehrsberuhigung und mehr Platz für Fußgängerinnen und Fußgänger seien vorgesehen. Zu Jahresende sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.

Ändern wird sich das Bild des Michaelerplatzes vor allem aufgrund der geplanten Klimamaßnahmen. Es sollen neun größere Bäume gepflanzt werden, was allerdings nicht so einfach ist. Angesichts zahlreicher unter dem Platz liegender Kellergewölbe muss für die Bäume eine Spezialkonstruktion errichtet werden. Weiters sind auch Pflanzenbeete, Sitzgelegenheiten, fünf Trinkbrunnen sowie kühlende Wasserfontänen geplant – mehr dazu in Bäume und Wasserspiel für Michaelerplatz) und in Umbau des Michaelerplatzes startet.