Gerhard Pürstl im „Wien heute“-Studio
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Chronik

Pürstl: Waffenverbot wichtiges Zeichen

Wiens Polizeipräsident Gerhard Pürstl begrüßt die Pläne für ein Waffenverbot im öffentlichen Raum. Es sei „absolut zu befürworten“ und wichtig, ein Zeichen zu setzen. Zur Debatte über die Gewaltzunahme in Favoriten betonte Pürstl, Favoriten sei keineswegs Spitzenreiter.

„Ich denke, da hat schon ein bisschen der Vorwahlkampf begonnen", kommentierte Pürstl Aussagen des Wiener FPÖ-Chefs Dominik Nepp, wonach Favoriten etwa ein Hotspot für Messerstechereien, Morde und Vergewaltigungen sei. Die FPÖ hielt am Donnerstag eine Kundgebung mit dem Titel „Wie sicher ist Favoriten?“ ab.

„Es ist ja vollkommen klar, dass im Jahr 2022 gegenüber den Corona-Jahren 20/21 alle Deliktgruppen im Steigen waren, so natürlich auch in den sogenannten Gewaltdelikten“, so der Wiener Polizeipräsident in „Wien heute“. Favoriten sei jedoch beim prozentuellen Zuwachs mit Sicherheit nicht der Spitzenreiter. „Das bewegt sich durchaus im Wiener Schnitt, auch im ganz österreichischen Schnitt.“

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Anstieg bei Gewaltdelikten um 14 Prozent

Laut Kriminalstatistik gab es in Favoriten 2022 bei Gewaltdelikten wie Körperverletzung und Raub eine Zunahme von 14 Prozent. Bei Drogendelikten verzeichnete man ein Plus von 37 Prozent. Zahlen für 2023 gibt es noch keine. Favoriten sei „eine Stadt in der Stadt“ und in etwa so groß wie Linz – sowohl in Bezug auf die Bevölkerung als auch auf die Kriminalität, so Pürstl.

Ludwig befürwortet Waffenverbot

Immer wieder hat es in den vergangenen Tagen und Wochen Meldungen über Gewalttaten gegeben. Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) befürwortet ein österreichweites Waffenverbot im öffentlichen Raum, wie es ÖVP-Innenminister Gerhard Karner angekündigt hat.

Natürlich gebe es auch sehr viele Ausländer, Österreicher mit Migrationshintergrund und Jugendliche in dem Bezirk – also sehr viele Menschen, die sich auf der Straße aufhalten würden. „Da müssen wir Arbeit leisten. Und wir als Wiener Polizei sind da ganz alert: Wenn wir feststellen, dass es irgendwo besondere Herausforderungen gibt, dann sind wir mit Schwerpunktaktionen, mit Sonderstreifen, mit sonstiger Erhöhung des Streifendienstes dort.“ Man leiste auch einen Beitrag in der Prävention, etwa in den Schulen. "Da geschieht wirklich viel.“

Waffenverbot: „Klare Regeln für alle“

Das von Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) aufs Tapet gebrachte Waffenverbot für den öffentlichen Raum begrüßte Pürstl ausdrücklich: „Ich habe immer gesagt, es ist überhaupt nicht einzusehen, dass irgendjemand bewaffnet durch die Stadt läuft, außer er braucht das beruflich.“

Zur Frage der Kontrollen erklärte Pürstl: Zunächst setze der Gesetzesgeber mit dem Verbot ein Zeichen, also auch die Gesellschaft, dass man Waffen im öffentlichen Raum nicht wolle. „Die Polizei hat dann die Möglichkeit, anlassbezogen bei Verdachtslagen zu kontrollieren.“ Sehr oft werde die verbotene Waffe vielleicht ein „Abfallprodukt“ einer anderen Amtshandlung sein. Bei einer Verdachtslage könne aber natürlich auch so kontrolliert werden.

Insgesamt werde die Arbeit für die Polizei damit leichter: „Man braucht sich nicht mehr überlegen: Wer darf was, ist jemand Asylwerber oder Drittstaatsangehöriger? Ist jemand jugendlich oder nicht? Wenn das allgemein verboten ist, gibt‘s klare Regeln für alle.“

Debatte nach Attacke auf Kamerateam

Für Diskussionen sorgt die FPÖ-Kundgebung zu Favoriten unterdessen auch, weil es dort zu einer Attacke auf ein Puls4-Kamerateam kam. Mitarbeiter der FPÖ griffen laut dem Fernsehsender dann ein und beruhigten die Situation wieder.

Braucht es mehr Schutz für Medien durch die Wiener Polizei? Es herrsche eine „sehr, sehr gute Kooperation“ mit Medienvertretern, betonte Pürstl. „Wir haben ja Medien-Kontaktbeamte immer vor Ort. Wir haben auch immer ein Augenmerk auf Medienvertreter.“ Aber wenn etwas hinter dem Rücken der Polizei gemacht werde, könne man in dem Augenblick nichts tun. Selbstverständlich forsche man dann jedoch nach den Tätern und bringe derartige Dinge zur Anzeige.